Handlungsfeld Gebäude

Gebäude: die größten kommunalen Energieverbraucher

Hohe Kosten und enormes Einsparpotential - kommunale Gebäude können einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten und damit auch die öffentlichen Haushalte entlasten.

Auf rund 3,8 Mrd. Euro belaufen sich die jährlichen Energiekosten für kommunale Gebäude. Mit weiter steigenden Energiepreisen ist zu rechnen.

Städte und Gemeinden sind einem wachsenden finanziellen Druck ausgesetzt. Die Einhaltung neuer Auflagen stellt sie vor besondere Herausforderungen. Gleichzeitig gibt es kaum Möglichkeiten, die Einnahmen zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund kann der effiziente Einsatz von Energie für viele Kommunen langfristig zu einer Haushaltsentlastung führen und einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das eingesparte Geld steht anderen wichtigen Aufgaben zur Verfügung und bleibt somit in der Region.

Kommunale Handlungsmöglichkeiten

Vor allem die kommunalen Gebäude sind Energieverbraucher mit großem Einsparpotenzial: sie sind für rund zwei Drittel der kommunalen CO2-Emissionen verantwortlich. Mit gezielten Analysen und Maßnahmen lassen sich große Einsparungen erzielen. Im direkten Einflussbereich kann die Kommune selbst über die Umsetzung von Maßnahmen bei kommunalen Liegenschaften entscheiden. Indirekt kann die Kommune darüber hinaus ihre Bürger und Unternehmen beeinflussen – nur ein Grund, um mit gutem Beispiel voran gehen.

Im Folgenden finden Sie Instrumente und Maßnahmen die Kommunen helfen können, ihre Liegenschaften energieeffizient zu machen.

Verbrauchsdokumentation

Der erste Schritt der Analyse ist die Verbrauchsdokumentation. Die Rechnungen der Versorgungsbetriebe für Strom und Wärme, am besten auch für Wasser und Abwasser, sollten dazu an einer zentralen Stelle der kommunalen Verwaltung gesammelt werden. Zur Auswertung sollten sie dem Energie- und Klimaschutzkoordinator zugänglich sein.

Durch die Zusammenstellung der Energieverbräuche und -kosten der kommunalen Liegenschaften lassen sich schnell die größten Energieverbraucher erkennen. Diese sollten dann in weiteren gezielten Analysen untersucht werden.

Die Werkzeuge zum Schritt 3 "Analysieren" finden Sie hier.

Bewertung

Ein wichtiger Bestandteil der Analyse ist die Bewertung der Ergebnisse. Insbesondere im Gebäudebereich lässt sich dies gut durch den Vergleich mit ähnlichen Gebäuden über Energieverbrauchskennwerte lösen.

Am Ende der Analyse sollte eine transparente Übersicht der energetischen Situation aller kommunalen Gebäude stehen, auf deren Grundlage Ziele und Maßnahmen für den Liegenschaftsbestand entwickelt werden.

Nachdem die Gebäude- und Energieverbrauchsanalyse die energetische Situation der kommunalen Liegenschaften offengelegt hat, können die Ziele für die energetische Gebäudesanierung definiert werden.

Dabei sollte zunächst ein Energieeffizienzziel für den gesamten Liegenschaftsbestand festgelegt werden. Aufbauend darauf können die Gebäude zusammengestellt werden, mit denen diese Ziele erreicht werden können.

Maßnahmenprioritäten

Bei der Umsetzung von Maßnahmen muss eine Kommune sinnvolle Prioritäten setzen. Diese können beispielsweise auf besonders hohe Wirtschaftlichkeit ausgerichtet sein oder sich an der Dringlichkeit einer Sanierung orientieren. Eine übergeordnete Strategie und ein Kriterienkatalog helfen bei der Auswahl.

Häufig sind es die Schulen, die am Energieverbrauch der Kommunen den größten Anteil haben. Dort können dann die ersten Maßnahmen ergriffen werden, die oftmals besonders wirtschaftlich sind.

Wirtschaftlichkeit

Haushaltsmittel sind wirtschaftlich und sparsam zu verwenden, so schreibt es die Bundeshaushaltsordnung vor. Wirtschaftlichkeit muss also auch bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen gewahrt werden. Dies betrifft sowohl die Auswahl geeigneter Gebäude und Maßnahmen als auch die Finanzierung aus Eigen-, Fremd- und ggf. Fördermitteln oder auch über Contracting.

Die Kommune hat im Schritt 2 ein Gebäudeportfolie erstellt, mit dem sie ihre Effizienzziele erreichen will. Bevor mit der Planung der Maßnahmen begonnen werden kann, muss die Finanzierung geklärt sein.

Da die Maßnahmen, je nach Ausgangslage, mit eigenen Mitteln, Krediten, Fördergeldern oder in öffentlich-privaten Partnerschaften umgesetzt werden, hängen Finanzierung und Ausführungsplanung eng zusammen.

Energiedienstleistungsmodelle und Fördermittel

In Energiedienstleistungsmodellen, wie zum Beispiel dem Energiespar-Contracting, werden neben der Finanzierung auch Auswahl und Planung der Maßnahmen von einem privaten Partner mitgestaltet oder ganz übernommen. Die Maßnahmen finanzieren sich in der Regel allein aus den Energiekosteneinsparungen, daher wird genau auf Einsparerfolg und Wirtschaftlichkeit geachtet.

Mit Contracting-Modellen sind auch ohne eigene Investitionen hohe Einsparungen möglich. Da kreditbasierte Fördermittel letztlich die Haushalte belasten, sollte so früh wie möglich geprüft werden, wo Contracting sinnvoll eingesetzt werden kann.

Umfassend informiert das >>Kompetenzzentrum Contracting über verschiedene Contracting-Modelle und deren Umsetzung.

Maßnahmenkatalog

Ist der Finanzierungsweg geklärt, kann die Planung der Maßnahmen beginnen. In unserem Beispielmaßnahmenkatalog finden Sie Informationen zu sinnvollen Effizienzmaßnahmen an und in Nichtwohngebäuden, sowie Anhaltspunkte, worauf bei der Planung zu achten ist.

Hier ist vor allem gutes Projektmanagement gefragt. Wie erfolgreich die geplanten Energieeffizienzmaßnahmen letztendlich sind, entscheiden im Wesentlichen die folgenden Faktoren:

1. Interne Kommunikation

Die Kollegen müssen über die Maßnahmen, die umgesetzt werden sollen, informiert werden. Nur so kann die notwendige Unterstützung für die Maßnahmen gewonnen werden. Fragen und Anregungen sollten geklärt werden, damit sich die Kollegen mit der Maßnahme leichter identifizieren können.

Konkret müssen zumindest:

  • die Ziele und Vorteile
  • die Organisation und Abläufe zur Umsetzung
  • die Zeitpläne
  • die Aufgaben und Verantwortlichkeiten zur Umsetzung

der Maßnahmen kommuniziert werden.

2. Verantwortlichkeiten

Damit die Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können ist es wichtig, dass die folgenden Verantwortlichkeiten im Voraus definiert werden:

  • Maßnahmenverantwortliche
  • Verantwortliche für die Kontrolle
  • Ansprechperson für Rückmeldungen

3. Zeitcontrolling

Der Umsetzungsstand wird regelmäßig, etwa alle drei Monate, vom Energie- und Klimaschutzkoordinator geprüft. Hierzu muss ihm der Handlungsfeld- oder der Maßnahmenverantwortliche Bericht erstatten. Sollte es voraussichtliche oder tatsächliche Verzögerungen geben, ist dies dem Energie- und Klimaschutzkoordinator zu melden und zu begründen (z. B. technische Schwierigkeiten, genehmigte Fördermittel sind noch nicht ausgezahlt). Mögliche Lösungen sollten in diesem Zuge gleich mitkommuniziert werden. Der Energie- und Klimaschutzkoordinator sorgt dann dafür, dass sich bei Bedarf alle Beteiligten treffen um Lösungswege zu erarbeiten.

Ein Verfahren zur Umsetzungskontrolle und Fehlerfrüherkennung hilft dabei, Unvorhergesehenes zeitnah zu identifizieren und gegenzusteuern. So kann die Einhaltung des Zeitplans für die Maßnahmenumsetzung sowie die Erreichung der gesetzten Ziele gewährleistet werden.

4. Fehlerfrüherkennung

Die Rückmeldeschleifen zur Fehlerfrüherkennung dienen dazu, dass erkannte oder erwartete Probleme im Rahmen von Kontrollbesuchen identifiziert und an den Energie- und Klimaschutzkoordinator gemeldet werden. Der Energie- und Klimaschutzkoordinator kann die Probleme in schwerwiegenderen Fällen an die Facharbeitsgruppe Gebäude weiterleiten, damit ggf. von dieser eine Lösung erarbeitet werden kann.

5. Krisenmanagement

Hat die Fehlerfrüherkennung nicht geholfen bzw. führt Unvorhersehbares zu ernsten Problemen bei der Umsetzung der Maßnahmen, muss auf Korrekturmaßnahmen im Rahmen eines Krisenmanagements zurückgegriffen werden. Letztendlich ist der Maßnahmenverantwortliche, wie in dem Schritt "Fehlerfrüherkennung" festgelegt, für die Entwicklung und Durchführung von geeigneten Korrekturmaßnahmen zuständig.

Bei der Einführung des Energie- und Klimaschutzmanagements haben die zuvor genannten Faktoren in zweierlei Hinsicht Bedeutung. Zum einen soll die Energieeffizienz der Kommune gesteigert werden. Es soll aber auch ein Energie- und Klimaschutzmanagementsystem eingeführt werden. Konkret bedeutet das intensive interne Kommunikation, sowohl zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen als auch zu Strukturen und Abläufen im Energie- und Klimaschutzmanagement. Denn das Energie- und Klimaschutzmanagement beschreibt einen Kreislauf, den es immer wieder zu durchlaufen gilt.

Interesse und Akzeptanz für das System können geschaffen werden, indem auf geeignete Weise über die Ziele und Abläufe mit den Kollegen kommuniziert wird. Das Zeitcontrolling, die Fehlerfrüherkennung und das Krisenmanagement helfen dabei, das Energie- und Klimaschutzmanagement beim zweiten Durchlauf zu optimieren und bei aufkommenden Problemen rechtzeitig gegenzusteuern.

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