Kommunale Energie- und Klimaschutzkonzepte – global denken, lokal handeln

Energie- und Klimaschutzkonzepte bieten eine sehr gute Grundlage für die Einführung eines Energie- und Klimaschutzmanagements und die Umsetzung von Effizienzprojekten.

Ein Energie- und Klimaschutzkonzept beinhaltet mehrere Teilschritte eines Energie- und Klimaschutzmanagements: Von der Analyse über das Formulieren von Zielen bis hin zu einem Maßnahmenkatalog. So kann ein solches Konzept als strategischer Leitfaden für eine langfristig angelegte Energiepolitik dienen.

Gemeinsam mit den Akteuren einer Kommune werden kurz-, mittel- und langfristige Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Aufeinander abgestimmte Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und der Energiekosten der Kommune werden erarbeitet.

Bausteine eines Energie- und Klimaschutzkonzept

  • Ist-Analyse: bestehend aus einer Energiebilanz und einem Rückblick auf bereits umgesetzte und laufende kommunale Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen. Ein Klimaschutzkonzept muss darüber hinaus eine CO2-Bilanz enthalten.
  • Potenzialanalyse mit Bewertung von langfristig wirtschaftlichen Energie- und Treibhausgas-Minderungspotenzialen sowie einer Szenarioberechnung
  • daraus abgeleitet: Energieeffizienz- und Klimaschutzziele
  • einen Katalog über kurz-, mittel- und langfristig umsetzbare Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen inklusive einer Prioritätensetzung für die Maßnahmenumsetzung mit Kostenangaben. Mithilfe dieses Katalogs kann dann ein konkretes Energie- und Klimaschutzprogramm der Kommune aufgestellt und beschlossen werden.

Sektorübergreifender Ansatz

Um für Energieeffizienz und Klimaschutz nachhaltige Ziele formulieren zu können, müssen alle relevanten Energieverbrauchssektoren einer Kommune berücksichtigt werden.

Das bedeutet, dass neben dem Energieverbrauch in kommunalen Einrichtungen (wie zum Beispiel den eigenen Liegenschaften) auch die Sektoren private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistung sowie (falls in der Kommune vorhanden) der Industriesektor berücksichtigt werden müssen. Ein weiterer wichtiger Bereich des kommunalen Klimaschutzes ist der Verkehr - auch dieser Sektor kann in ein Klimaschutzkonzept aufgenommen werden.

Tipp

Inhaltliche Voraussetzung für die Förderung eines Klimaschutzkonzepts durch das BMU ist, dass alle relevanten Sektoren einer Kommune berücksichtigt werden.

 

Bei Klimaschutzkonzepten für Kommunen müssen mindestens die Bereiche eigene Liegenschaften, private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen berücksichtigt werden.

 


Beteiligung relevanter Akteure - Kooperation bei der Erstellung des Energie- und Klimaschutzkonzepts

Die Erarbeitung eines umsetzungsorientierten und erfolgreichen Energie- und Klimaschutzkonzepts ist durch einen intensiven Diskussionsprozess gekennzeichnet. Der interaktive Prozess unter frühzeitiger Einbeziehung zentraler Mitwirkender ist mindestens so wichtig wie ein gutes schriftliches Konzept: Das Konzept muss schließlich durch die Menschen vor Ort getragen werden. Deshalb sollten sie es am besten selbst mit entwickeln und damit zu "ihrem" Konzept machen.

Das kann beispielsweise geschehen, indem Interviews mit Umwelt- oder Agenda-Beauftragten, Energieberatern, Vertretern von Energieversorgungsunternehmen und Handwerk, den Kämmerern sowie weiteren wichtigen Personen geführt werden. Themenspezifische Arbeitstreffen oder Workshops sind ebenfalls gut dazu geeignet, bestehende Strukturen aufzugreifen und darauf aufbauend Maßnahmenvorschläge zu entwickeln.

Hier sind die Konzeptersteller auf die Mitarbeit des Auftraggebers angewiesen, da in enger Abstimmung mit der Kommune festgelegt wird, welche Personen in den Diskussions- und Erstellungsprozess des Klimaschutzkonzepts eingebunden werden sollen. Bei der Angebotsbewertung sollten Sie auf die Anzahl der veranschlagten Arbeitstreffen, Workshops und Interviews sowie auf den dafür veranschlagten Kalkulationsansatz achten.

Inhalte und Ablauf

In einem Energie- und Klimaschutzkonzept wird für alle relevanten Sektoren einer Kommune die aktuelle Situation im Rahmen von Energiebilanzen erfasst, es werden Einsparpotenziale berechnet und Maßnahmen zur Umsetzung der Potenziale erarbeitet. In einem Klimaschutzkonzept ist zudem eine CO2-Bilanz aufzustellen.

Die Erstellung von Energie- und Klimaschutzkonzepten läuft somit im Idealfall in folgenden Phasen ab:

1. Phase: Bestandsaufnahme

Grundlage des Energiekonzepts ist eine Energiebilanz auf Basis der aktuellen Energieverbrauchsdaten, beim Klimaschutzkonzept zusätzlich eine CO2-Bilanz. Dabei wird ermittelt, wie viel Energie (Strom, Heizenergie, Prozesswärme, Kraftstoffe etc.) in den jeweiligen Sektoren verbraucht wird und welche Energieträger zur Strom- und Wärmeversorgung eingesetzt werden. Die Bestandsaufnahme beinhaltet auch einen Rückblick auf das bereits Geschehene: Welche Klimaschutzmaßnahmen wurden bereits in der Kommune umgesetzt? In welchen Sektoren ist die Kommune bereits sehr aktiv? Je nach Kommunengröße sind unterschiedliche Bilanzierungsmethoden empfehlenswert.

2. Phase: Potenzialanalyse

Aufbauend auf den Informationen aus der Energie- bzw. CO2-Bilanz wird eine Potenzialanalyse erstellt. Dabei wird das technische und wirtschaftlich umsetzbare Potenzial in den einzelnen Sektoren dargestellt, und zwar in den Bereichen Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung sowie zur Nutzung erneuerbarer Energien. Als Option können auch Szenarien entwickelt werden, die der Kommune helfen, ihre Energieeffizienz- und Klimaschutzziele genauer zu definieren. Für die Szenarien wird die Potenzialanalyse um weitereFaktoren erweitert. Neben einem Referenzszenario wird ein Energieeffizienz- und Klimaschutzszenario erstellt, das die Entwicklung unter Berücksichtigung konsequenter Energiepolitik aufzeigt.

3. Phase: Maßnahmenkatalog

Ein zentraler Bestandteil eines Energie- und Klimaschutzkonzepts ist der Maßnahmenkatalog. Darin finden kommunale Instrumente zur Förderung von Energieeffizienz-Techniken und CO2-mindernden Strukturen Berücksichtigung. Welche Maßnahmen in der Kommune kurz-, mittel- und langfristig umgesetzt werden sollen, ergibt sich einerseits aus den Arbeitsschritten Bilanz und Potenzialanalyse, andererseits aus den gesammelten Informationen aus Gesprächen, Interviews und Diskussionen mit den Akteuren vor Ort. In Ergänzung zu rein technischen Maßnahmen (wie zum Beispiel der Gebäudedämmung) werden in Energie- und Klimaschutzkonzepten überwiegend Umsetzungsmaßnahmen erarbeitet, die vorhandene Hemmnisse für Energieeffizienz und Klimaschutz berücksichtigen (zum Beispiel Informationskampagnen, Anschubförderung oder Qualitätssicherung).

Maßnahmen

müssen nicht immer neu erfunden werden. Man kann bereits auf eine große Anzahl von Maßnahmen und Ideen zurückgreifen. Die Maßnahmenarchitektur muss allerdings immer wieder auf die lokalen Gegebenheiten und auf die Besonderheiten und Akteure abgestimmt werden. Deshalb ist der partizipative Prozess besonders wichtig.

Für die gesellschaftliche Akzeptanz und die Beschlussfassung von konkreten Umsetzungen ist eine politische und verwaltungsinterne Diskussion der Ziele und Maßnahmen wichtig. Deshalb sollte zumindest eine interne Steuerungsgruppe innerhalb der Verwaltung den Erstellungsprozess des Konzepts eng begleiten bzw. beaufsichtigen. Politische Gremien sollten über Zwischenergebnisse der Konzepterarbeitung informiert werden.

Weitere wichtige Bestandteile eines geförderten Klimaschutzkonzepts sind die Bereiche Controlling und Öffentlichkeitsarbeit. In den Konzepten sollten Vorschläge erarbeitet werden, wie die Emissionsentwicklung zukünftig aufgezeigt und ein Aktivitätsprofil der Kommune erstellt werden soll. Außerdem sollen Vorschläge entwickelt werden, wie die Kommune das Klimaschutzkonzept am besten in die Öffentlichkeitsarbeit integriert. Informationen zu bestehenden Klimaschutz-Controlling-Systemen finden Sie zum Beispiel unter www.european-energy-award.de.

Schließlich erfolgt der formale Schritt: die schriftliche Zusammenfassung der Erkenntnisse aus den einzelnen Arbeitsschritten. Das schriftliche Konzept sollte alle wichtigen Ergebnisse übersichtlich und verständlich aufbereitet beinhalten.

Zusammenfassung und Überblick

Ziel

Erstellung einer strategischen Planungsgrundlage zum integrierten Klimaschutz für die Kommune sowie zur Definition eines Klimaschutzziels.

Sektoren

Mehrere Sektoren werden betrachtet, mindestens jedoch die relevanten Sektoren: eigene Liegenschaften, private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistung. Alternativ können weitere Bereiche wie Industrie und Verkehr in das Klimaschutzkonzept integriert werden.

Akteursbeteiligung

Die Akteursbeteiligung gilt als elementarer Erfolgsfaktor. Wichtig ist, dass die zentralen Akteure einer Kommune (innerhalb der Verwaltung und externe Akteure) in den Erstellungsprozess eingebunden werden. Das geschieht zum Beispiel über Interviews, Workshops, Arbeitstreffen und Diskussionen. Außerdem ist die Begleitung des Erstellungsprozesses durch eine interne Steuerungsgruppe sinnvoll.

Inhalte

Darstellung der Ist-Situation durch eine Energie- und CO2-Bilanz, sowie durch einen Maßnahmenrückblick. Erstellung einer Potenzialanalyse sowie einer Szenarienberechnung. Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs. Skizzieren von Controlling-Möglichkeiten sowie von Öffentlichkeitsarbeitsmaßnahmen.

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